
Nachdem wir eine ruhige Nacht auf dem Campingplatz verbracht hatten und aus unserem Fresskoma erwacht sind, ging es bei bestem Wetter weiter auf den Bergslagsleden und gleich stand bereits das erste Highlight an, denn es ging durch den Tivedens Nationalpark, den wir einige Wochen vor dem Start unserer Wanderung bereits ein paar Tage besucht hatten. Es ging durch steiles und dicht bewaldetes Gebiet quer durch den Nationalpark, den wir aber bereits nach ca. 5km wieder verließen. Denn wir hatten es etwas eilig an unserem nächsten Etappenziel anzukommen, denn da wartete bereits das nächste Highlight auf uns.
Wir wollten einen Ruhetag einlegen und hatten in der STF Unterkunft in Tivedstorp ein Zimmer gebucht. Wir freuten uns wie verrückt, denn auf uns wartete ein richtiges Bett, eine Dusche und es sollte sogar einen Shop geben. Wir hatten praktisch nichts richtiges zu Essen mehr dabei und so malten wir uns schon auf dem Weg die tollsten Sachen aus, die wir essen wollen würden. Bei so viel Bewegung denken wir beide fast stündlich an Essen und allein die Vorstellung und der Austausch darüber, worauf der andere gerade Hunger hat, da wird uns nie langweilig.
Tivedstorp ist praktisch ein ganzes Dorf mit verschiedenen Hütten, Häusern, Kirche, Bühne, Café und Biergarten. Welches aus alten Gebäuden besteht die alle etwas angegriffen sind aber einen ganz herzlichen und gemütlichen Charme versprühen.
Als wir endlich ankamen war die Rezeption leider nicht besetzt und nur ein paar Gärtner kümmerten sich um den Rasen. Nachdem wir 20min gewartet hatten und uns die Gärtner versucht haben weiter zu helfen, rief mich Martin der sich um die Rezeption kümmert an, er wäre gleich da. Leider wäre einer einfach über die Woche in unserem Zimmer geblieben, ohne dass jemand Bescheid wusste. Er hätte aber ein anderes Zimmer für uns, da sonst in der Woche noch nicht viel los ist. Ein paar Minuten später kam er auch bei uns an und wir bekamen unseren Schlüssel und dazu eine Karte wo wir hin mussten. Ich fragte ihn dann noch, dass sie ja einen Shop hätten und wir gerne Essen kaufen würden, da wir weiter nicht mehr viel hätten. Er meinte sie hätten keinen wirklichen Shop, aber ich sollte mal mit in die Küche kommen und wir würden schon was finden. Es gab dann Kartoffeln, eine Zitrone, Paprika und etwas Entrecote. Na, wir würden wohl etwas daraus zaubern… zum Frühstück sollten wir wieder kommen, dann würden wir sicher auch dafür etwas finden. Insa war von meiner Ausbeute nicht so begeistert, aber Martin war doch etwas durch den Wind und ich etwas überfordert mit den ganzen Zutaten, die er mir im Sekundentakt unter die Nase hielt. Ach ja und Bier hatte ich auch vergessen. Das fehlte Insa natürlich auch. Dafür haben wir aber alles wirklich günstig von ihm bekommen. Immerhin! Bestückt mit unseren Rucksäcken, Bettwäsche und Essen stapften wir unseren Hügel hoch und waren froh, als wir endlich im Zimmer unsere Rucksäcke und die verdreckte Kleidung ausziehen zu konnten. Ich sprang schnell unter die Dusche und Insa kümmerte sich in der Zwischenzeit in der Gemeinschaftsküche um das Essen. Trotz meiner Auswahl kam doch etwas für uns beide wirklich leckeres heraus und wir waren froh, mal wieder etwas Frisches zu essen zu bekommen! Am nächsten Morgen schickte ich Insa los, um Essen für den Tag zu besorgen und was soll ich sagen… Sie hat es besser gemacht und sogar an Bier gedacht!!! Sie ist die Beste! Zukünftig muss sie ab jetzt leider alle Einkaufsgänge übernehmen, ist ja klar.
„Wo gute Menschen sind – kommen gute Menschen hin“
Den nächsten Tag verbrachten wir ausschließlich mit Essen, schlafen und waschen und mussten leider noch nicht ganz erholt am nächsten Tag wieder weiter gehen. Die nächste Etappe führte uns recht ereignislos durch endlose Wälder und da alle Shelter belegt waren (so langsam geht es anscheinend mit der Wandersaison los) mussten wir lange nach einem geeigneten Zeltplatz suchen, was gerade im Wald nicht so richtig einfach ist. Zum Abendessen gab es dann nur Peronin (Getränk mit einem Kaloriengehalt wie eine Mahlzeit) und ab ging es ins Bett. Die nächste Etappe führte uns nach Låxa, wo wir endlich einkaufen gehen wollten. Da die Etappe recht lang war und wir nicht abends 5km in die Stadt und dann einen Schlafplatz suchen wollten, wollten wir an einem alten Kloster vor der Stadt schlafen und dann morgens direkt in die Stadt gehen. In der Wandersaison sollte es dort wohl erlaubt sein zu schlafen, stand zumindest in der Wegbeschreibung… Die Damen in dem Café, welches als Adresse angegeben war, wussten davon aber leider nichts und da wir niemand stören wollten, hatten wir für uns einen anderen Stellplatz ausgemacht. Jedoch stärkten wir uns erstmal mit jeweils 2 Broten mit Rote Beete Salat und Kötbullars + Cola. Sehr lecker aber war doch irgendwie zu wenig…
Der Zeltplatz war dann vom allerfeinsten! Kurz geschnittenes Gras, Wasser und Sanitäre Einrichtungen 10 Meter entfernt und direkt neben unserem Zelt eine überdachte Sitzmöglichkeit. Was man halt von einem Autorastplatz direkt neben der Autobahn erwarten darf! Zudem fing es am Nachmittag noch kräftig an zu regnen, so dass wir eine feucht, laute Nacht mit wenig Schlaf verbrachten. Zum Abendessen gab es noch eine Kartoffelsuppe aus der Tüte…
Etwas zerschlagen erwachten wir am nächsten morgen im strömenden Regen und saßen etwas bedröppelt auf unserer überdachten Bank und hatten mal so gar keine Lust mehr. Wir waren müde, hungrig, nass, ich hatte seit ein paar Wochen eine kaputte Isomatte, unser Zeltboden hatte schon sehr gelitten und ich hatte nur noch eine Unterhose (leider hatte sich eine von zweien direkt nach ein paar Tagen zerlegt). So beschlossen wir kurzerhand von Låxa aus in das nahegelegene Örebro zu fahren, um unsere Ausrüstung zu erneuern und um ein paar Tage auszuruhen und zu Essen!!! So machten wir uns nachdem der Regen aufgehört hatte und die Sonne heraus kam am späten Morgen auf den 5km Weg Richtung Laxa und kauften im örtlichen Ica Markt so einige Leckereien ein, die wir auf dem kleinen Platz vor dem Markt sofort verputzten. Als wir gerade fertig mit essen waren und noch etwas die Sonne genießen wollten, kam eine ältere Frau mit ihrem Mann im Rollstuhl vorbei, stellte ihren Mann 2 Meter von uns entfernt ab mit Blickrichtung zu uns und ging einkaufen, ohne ein Wort zu ihm oder uns zu sagen. Wir waren etwas verdutzt. Normal haben wir ja nichts gegen ein nettes Pläuschchen, aber der ältere Herr war leider nicht mehr so gut zu recht und beobachtete uns nur. Wir verabschiedeten uns dann auch recht schnell und gingen zum Bahnhof und fuhren dann nach einiger Wartezeit einer neuen Isomatte und Essen entgegen!