Pläne sind etwas wunderbares

Pläne sind etwas ganz wunderbares. Man kann sich danach richten und alles funktioniert dann von ganz allein… jede Reise funktioniert doch so, oder etwa nicht?!

Wir sind ca. 80 km auf dem Skåneleden gewandert und hatten wirklich ein paar sehr frostige Nächte in gemütlichen Windsheltern, nur nette Begegnungen mit anderen Wanderern und Menschen, die unseres Weges kamen und hatten trotz des zeitweise sehr fragwürdigen Wassers aus den Pumpen (Wasserfilter nicht vergessen!!!), einigen Querungen vom Pferde- und Kuhwiesen (noch ohne Tiere und Strom auf den Zäunen) und der sehr langen Teilstücke über Straßen (teilweise mit viel Verkehr) einen recht guten Einstieg in unsere Tour.

Leider hatte ich mir bereits am ersten Tag eine Blase am linken Fuß gelaufen. Ich hatte zwar neue Schuhe, die ich, eine Woche vor Start anfing einzulaufen, aber ansonsten trage ich seit Jahren diese gleiche Schuh- und Sockenkombination, ohne jemals eine Blase gehabt zu haben. Shit happens dachte ich mir, stach die Blase auf und wir gönnten uns im abendlichen Sonnenschein ein Bier, was wir extra für den ersten Abend mitgeschleppt hatten.

Am nächsten Tag ging es bei wunderbarem Sonnenschein leicht humpelnd auf die nächste Etappe. Das Ergebnis war eine zweite Blase, selbe Stelle, anderer Fuß.

Alles gar kein Problem. Am nächsten Tag ging es auf die nächste Etappe, leider fast nur über Straßen und mit mehr Humpeln bis zum nächsten Shelter. Da hatten sich zu den beiden Blasen unter dem Vorderfuß noch drei weitere Blasen am rechten Fuß gesellt. Am großen und kleinen Zeh sowie mittig zwischen den Zehen (keine Ahnung wie das geht).

Ich experimentierte etwas mit der Schnürung und auf ging es am nächsten Tag zu einer weiteren Etappe. Diesmal mit richtig humpeln und etwas weniger Zuversicht. Das Ergebnis war eine weitere Blase, rechter Fuß, an der Ferse…

Ich quälte mich noch zwei weitere Etappen weiter, die aber jeweils etwas kürzer ausfielen, bis praktisch nichts mehr ging. Ich konnte abends praktisch nicht mehr laufen und wir entschlossen uns einen Ruhetag auf einem Campingplatz einzulegen, um den Füßen etwas Ruhe zu gönnen.

Die kleine Auszeit tat gut und die brennenden und stechenden Schmerzen hatten etwas nachgelassen. Also ging es auf die nächste Etappe und ich merkte bereits nach 3 km, dass weiter laufen, jetzt gerade nicht die beste Idee war. Ich biss mich aber dennoch 12 km bis zum nächsten Windshelter durch und es war da schon klar, dass ich am nächsten Tag nicht laufen werden könnte. Es gab abends die obligatorischen Nudeln mit Tomatensuppe und ich merkte bei dem letzten Bissen bereits, dass mein Magen das Essen, zu allem Überfluss, gerade gar nicht vertragen wollte.
So ein Durchfall, wenn das Klo 300 m entfernt ist und man selbst beim Gehen von einer 100-jährigen Oma mit Rollator überholt werden würde, war jetzt nicht die schönste Erfahrung meines Lebens, aber sicherlich für Insa nicht das unlustigste Schauspiel zum Ansehen.

Da uns die Lebensmittel ausgingen, mussten wir nach dem Ruhetag leider wieder weiter und noch einen Umweg über einen Supermarkt einlegen. Das Ergebnis, im Hinblick auf meine Füße, war natürlich das gleiche… und so langsam realisierte auch ich, dass es so nun nicht mehr weitergeht. Es bildeten sich immer neue Blasen und die alten hatten keine Zeit zu verheilen. Nach einer unruhigen Nacht im Zelt fanden wir nur 6 km entfernt eine Airbnb Unterkunft, in der wir uns zu weiteren Planung einmieteten. Der Streckenverlauf der nächsten Tage würde fast nur über Straßen laufen und das war mit meinen Füßen und den Schuhen nicht mehr machbar. Es mussten neue Schuhe für mich her und ohne ein paar Tage Pause würde es nicht mehr weitergehen. Insa hatte zudem Probleme mit ihrem Rucksack und würde auf lange Sicht nicht damit zurechtkommen. Also nahmen wir es als Wink des Schicksals, dass nur 1 km entfernt ein Bahnhof war und fuhren mit dem Zug nördlich nach Jonköpping, wo wir uns 4 Tage im Hotel einmieteten. So schnell wird eine Trekkingtour, zumindest zeitweise, also zu einem Städtetrip. 😬
Auch wenn wir es anders geplant hatten, so machen wir gerade das beste daraus und genießen das Stadtleben. Ein Irish Pub mit leckerem Bier und Burgern liegt genau nebenan und heute Mittag gab es, nach erfolgreicher Shoppingtour, eine leckere Pizza in der Innenstadt.

Es zeigt sich einfach mal wieder, dass man als „verantwortungsvoller“ Erwachsener viel zu viel plant und das Schicksal dann diese toll ausgearbeiteten Pläne mit täglichen Wanderstrecken und zu gehenden Kilometer einfach so durcheinander bringt. Wir nehmen es einfach so hin und wer weiß, wofür es gut ist?! Schließlich geht es um den Weg und die Reise, wen interessiert es schon, wann man wann, wie und wo ankommt. Das was zählt, ist einfach das Hier und Jetzt und könnte wesentlich schlimmer sein. Ein herzliches Prost an alle mit Dosenbier aus unserem Hotelzimmer.

2 Kommentare zu „Pläne sind etwas wunderbares

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