
Heute vor zwei Wochen stiegen wir spät abends um 23.15 Uhr auf die Fähre von Rostock nach Trelleborg. Irgendwie müde von den letzten Wochen oder sogar Monaten vor der Abreise, gingen wir recht schnell in unsere Kabine, legten uns hin und versuchten bis zur Ankunft, die um 6.15 Uhr sein sollte, ein wenig zu schlafen. Was auch erstaunlich gut funktionierte, sodass die recht laute Durchsage um 5 Uhr morgens, dass wir in einer Stunde ankommen würden, uns doch fast aus dem Bett fallen ließ. Wir waren jedoch froh, dass die Durchsage kam, denn bei der letzten Fahrt gab es keine und wir hätten fast das Aussteigen „verpasst“.
Da mit uns viele LKWs auf der Fähre waren, dauerte es eine ganze Weile bis wir runtergefahren waren und ohne weitere Passkontrollen etc. den Hafen verlassen konnten und erst einmal ein paar Kilometer aus der Stadt raus zu einem kleinen Strandabschnitt fuhren. Aussteigen, ein paar Schritte laufen (Mack war besonders froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und Bäume und Sträucher zu finden), aufs Meer blicken und realisieren „wow, wir sind in Schweden gelandet und das Abenteuer der Wanderung „Schweden längs“ rückt immer näher. Ein schönes Gefühl, ein befreiendes Gefühl und gleichzeitig merkten wir beide, dass wir erschöpft waren und auch nervös wurden. Es hat so etwas von „krass, jetzt geht es wirklich bald los“. Vor der Abreise gab es ja doch das ein oder andere noch zu klären. Von unser beider Entscheidung die unbefristeten Stellen zu kündigen, die Kündigungen auch wirklich dann auszusprechen, eine private Langzeitkrankenversicherung zu finden und abzuschließen und damit die gesetzliche Krankenversicherung vorerst zu kündigen über das Packen für die Wanderung und das Packen für die Zeit davor oder danach, einen Zwischenmieter suchen und zum Glück kurz vor knapp noch finden und dann Dinge aussortieren bzw. wegräumen, um für die Zwischenmieterin Platz zu schaffen. Sperrmüll bestellten wir auch noch ca. zwei Wochen vor Abfahrt und irgendwie war gefühlt immer noch etwas zu tun, zu klären oder zu entscheiden. Und Geburtstag hatte ich mittendrin ja auch noch. Wir waren oder sind mega froh, eine echt liebe Zwischenmieterin gefunden zu haben, sodass wir ihr mit einem schönen, guten Gefühl unser Zuhause überließen und waren nun jedoch einfach nur erleichtert, in Schweden angekommen zu sein. Ankommen und erst einmal auf das Meer hinausschauen und tief durchatmen.
Nach der Pause am Meer fuhren wir weiter Richtung Nord-Osten und machten in den folgenden Tagen immer wieder kleine oder mittlere Wanderungen in unterschiedlichen Naturreservaten oder dem Tividens Nationalpark (mehr dazu HIER) und kamen nach und nach immer mehr an in dieser unfassbar friedlichen, weiten, wunderschönen Natur. Mich persönlich taktet die Natur hier sofort runter. Ich blicke auf diese wunderbar blauen Seen, schaue in das tiefgrüne Moos, das zum Draufliegen einlädt und höre nichts außer Natur. Einfach unglaublich beruhigend. Im Gegensatz dazu steht dann das Einkaufen in den riesigen ICA Supermärkten mit einer unfassbaren Fülle an Angeboten und Menschen. Der Gegensatz ist für mich oft einfach zu groß und ich möchte so schnell wie nur möglich wieder raus aus dem Supermarkt und rein in die Natur. Da das Wetter uns ziemlich viele Regeneinheiten zu Beginn schickte und es einfach eine Weile braucht, bis der Körper sich wieder auf den „so gut wie non stop draußen Modus“ eingestellt hat, nahmen wir uns nach einigen Tagen ein kleines Häuschen in der Nähe von Vaxjö, um weiter erst einmal Aufzutanken und auch, um unter anderem diesen Blog weiter zu gestalten und zu schreiben. Das war definitiv vor der Abreise zu kurz gekommen.
Während ich dies schreibe, sitze ich auf der Terasse von einem weiteren Häuschen in der Nähe von Kil. Der Wind ist nachwievor eisig, es sind 6 Grad und die Sonne gibt ihr Bestes, um mich durch die zarte Wolkendecke zu wärmen. Da vor zwei Tage über Nacht der Schnee wieder kam (so wie auch in Deutschland und in allen Teilen von Schweden) und dazu einfach dieser eisige Wind, der das Essen innerhalb von Sekunden wieder kalt werden lässt und schon einfach an die Substanz gehen kann, ganz gleich welche vielen, wollenden Schichten man trägt, sind wir noch mal in ein Häuschen gezogen. So wunderbar das Leben und Wohnen im Caddy ist, so ist einem bei Minusgraden im Grunde nur dann richtig warm, wenn das Auto läuft oder man im Schlafsack sich vergräbt. Es ist eben ein super Caddy, aber kein beheiztes, großes Wohnmobil. Wir mögen ihn sehr und es ist super gemütlich in ihm und man fällt nicht so auf wie mit einem Wohnmobil (vermutlich auch, weil sich niemand vorstellen kann, dass da wirklich zwei Erwachsene und ein großer Hund und Gepäck gut drin Platz haen), aber immer wieder kreisen unsere Gespräche um die Anschaffung eines ausgebauten kleinen Campers. Wir werden sehen. Erst einmal ist es für den Moment super so wie es ist.
Nehmen wir uns, wenn wir auf der Wanderung sind und das Wetter uns über Tage fordert, auch einfach hin und wieder eine Unterkunft? Nehmen wir uns dann auch diese Pause oder „ziehen wir es eisern durch“? Nein, wir ziehen nichts auf Teufel komm raus durch, haben wir gestern noch beide gesagt. Wir machen es so wie es für uns gut und passend ist und machen keinen Wettkampf für uns oder jemand anderen daraus. Unsere Idee und unser Wunsch ist, Schweden von Süd nach Nord zu Fuß mit Rucksack und Zelt zu durchqueren, aber wenn einer von uns oder wir alle eine Pause brauchen, ganz gleich wie lang, dann nehmen wir uns sie. Wir haben ja keine Eile und keinen Druck, sondern es ist unsere freie Zeit und selbstbestimmte Einteilung. Schön dabei ist, dass Tobi und ich da ähnlich ticken, wann wir eine Unterkunft wollen oder weiterziehen möchten und wann nicht. Eine gleiche Einstellung, die eine beruhigende Voraussetzung für diese lange Wanderung ist.
Gerade hebe ich den Kopf, schaue von der Terrasse raus auf die weiten Felder und was sehe ich?! Keinen Elch, aber drei entspannt grasende Rehe.